San Blas Islands (Tag 3)
Unser Hostel “Casa Areka” bot für 120$ eine Nacht auf den San Blas Islands an, 3 Mahlzeiten und Transfer inklusive. Da wir nicht alles mitnehmen konnten packten jeder von uns einen kleinen Rucksack. Den großen Backpack konnten wir im Hostel unter der Treppe zurücklassen.
Am Abend zuvor packte auch eine weitere Reisende aus unserem Schlafraum ihre Sachen, so kamen wir ins Gespräch…
Sie ist 30 Jahre und aus Utah, USA. Aufgezogen wurde sie als Mormone und hat bereits 3 Kinder. Vor vier Jahren verließ sie gemeinsam mit ihrem Mann die Gemeinschaft der Mormonen. Beide hatten das Gefühl in ihre Partnerschaft gezwungen worden zu sein, weshalb sie entschlossen sich zu trennen und sich selbst kennen zu lernen. Sollten sie je wieder zusammen kommen, dann weil sie es möchten und sich bewusst dafür entscheiden. Sie wollen nun die Welt entdecken, die ihnen als Mormon*in vorenthalten wurde. Den Urlaub hier in Panama genoß sie in vollen Zügen, ihre gute Laune und Offenheit war absolut ansteckend. Wir durften in der bevorstehenden Zeit noch viel aus ihrer Vergangenheit als Mormonin und ihrer derzeitigen Situation als Aussteigerin erfahren.
Um 4.45 kletterten Tabea und ich also leise aus unseren Stockbetten und gingen nach unten. Es waren dort noch zwei weitere Hostelbewohner bereits wach. Das Shuttle kam eine halbe Stunde später als gedacht. Wir warteten vor dem Hostel und die beiden weiteren Hostelbewohner stellen sich uns vor. Der eine kam aus Irland und der andere aus Niederlande. Als 5er Gruppe traten wir den Weg mit dem Shuttle zur Insel an.
Die Fahrt dauerte 3 Stunden, somit hatten wir viel Zeit uns kennenzulernen. Die beiden erzählten uns von ihren bereits erlebten Abenteuern, sie lernten sich zuvor in Kolumbien kennen und feierten dort Karneval. Beide schwärmten nur so von Kolumbien, sie empfahlen uns aus tiefstem Herzen selbst dort hin zu reisen und sich ein Bild von diesem wunderbaren Land zu machen. Die Geschichten, die sie uns erzählten ließen mich jedoch bezweifeln, dass ich dort jemals hinmöchte.
Der Niederländer wurde dort vor kurzem mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt. Er ist froh, dass ihm dies erst zum Ende seiner Reise passiert ist. Der Ire erzählte, dass er abends zurück zu seinem Hostel kam und etwa eine halbe stunde vorher dort eine „Drive-by-Shooting“ von statten ging. Videoaufnahmen zeigten Blutspritzer am Boden und im Eingangsbereich des Hostels. Er erzählte uns von einem angeschossenen Hostelmitarbeiter, der seine Schicht fortführte und eine Stunde später immer noch das Chaos beseitigte, als wäre ihm nichts zugestoßen. Trotz allem blieb der Ire eine weitere Nacht im Hostel. Aber beide würden jeder Zeit wieder nach Kolumbien reisen und es ist nicht das letzte Mal, dass wir von diesem Land zu Hören bekommen.
Am “Hafen” angekommen, der nicht mehr als ein einzelner Steg war, knallte die Sonne und ich bekam mächtig angst vor Sonnenbrand. Der Niederländer cremte sich in der Zeit zwei mal ein, obwohl er schon 3 Monate unterwegs war. Mit Sonnencreme SPF 150?!? Das machte mich nervös, ich legte mir sicherheitshalber mein Strandtuch über die Schultern. Nun standen wir da, wie bestellt und nicht abgeholt. Wir hatten keine Ahnung wie es nun weiterging. Irgendwann kam jemand und las unsere Namen aus seinem Smartphone vor. Tabea und ich wurden zu einem Boot geführt und von den anderen getrennt. Wir verstanden uns wirklich gut mit ihnen und befürchteten nun, dass wir unsere Nacht auf unterschiedlichen Inseln verbringen werden würden.
Die Bootsfahrt zu unserer Insel war länger als erwartet. Ich saß am Rand und mir spritze das Wasser ständig ins Gesicht. Wir fuhren an verschiedenen Inseln vorbei. Kleine mit nur ein paar Palmen und einer einzelnen Hütte oder etwas größere mit Anlegesteg und einem kleinen Dorf darauf. Unsere Insel war auch nicht groß, jedoch lebte ein kleines einheimisches Kuna Yala Dorf darauf. Während wir unsere Sachen aus dem Boot holten, kamen auch die anderen mit ihrem Boot angefahren. Wir atmeten erleichtert auf.
Das „Resort“, der Bereich der Touristen, war Zentral auf der Insel gelegen, in einer U Form, direkt am Strand. Links und rechts davon standen die Hütten der Einheimischen. Wir trugen uns in das Gästebuch ein und wurden zu unserem Zimmer geführt.
Nachdem wir unsere Taschen im Zimmer abstellten, sichten wir die Amerikanerin. Sie unterhielt sich mit einer weiteren Reisenden aus unserem Hostel. Sie kam aus Deutschland wie wir & war bereits schon eine Nacht auf der Insel. Auch sie blieb bis Morgen. Nachdem wir uns einander kurz vorstellten gingen Tabea, die Amerikanerin und ich gemeinsam die kleine Insel erkunden. Die beiden Männer waren schon unterwegs. Wir liefen den Strand entlang vorbei an ein paar einzelnen Hütten der Einheimischen. Am Ende des Strandes war ein kleiner “Stall“ mit einem Schwein darin.
Dahinter befand sich ein kleiner „Palmenwald“. Das Vogelzwitschern, der Wind und das Meeresrauschen eine wunderschöne Geräusch-Kombi!
Nach dem Palmenwald kamen wir wieder am Steg vorbei an dem wir ankamen. Dort sahen wir die zwei anderen aus der Gruppe mit zwei einheimischen Jungs Fussball spielen. Der Niederländer erzählte mir später wie sie ohne die Sprache des anderen zu können die Regeln änderten und kommunizierten.
Nach der Inselerkundung gingen wir schwimmen im türkis-blauen Wasser. Tabea verletzte sich dabei am Fuß. Als wir danach am Strand entspannten, schwoll es an & es war rot. Ich glaube wir waren beide etwas nervös. Ich betete, dass es nicht schlimmer wird. Denn wo soll man damit jetzt auch hin auf einer Insel mitten im nirgendwo. Es blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass es von alleine besser wird. Während wir so da lagen, lief eine Einheimische Frau mit ihrem Baby auf dem Arm und in der anderen Hand ein totes gerupftes Huhn vorbei. Das hätte ich zu gern fotografiert, aber bis ich realisiert hatte was ich gerade sah, war sie auch schon weg.
Die Zeit auf so einer Insel vergeht unheimlich langsam. Zum Mittagessen wurden wir mit dem Klang eines Muschelhorns gerufen. Das Essen war sehr einfach gehalten und auch nicht heiß. Es gab Fisch mit Reis und Linsen. Nach dem Essen fing leider der Regnen an, wir blieben also unter dem Dach sitzen.
Tabea und ich entschieden uns eine frische Kokosnuss zu kaufen. Das Wasser aus der Kokosnuss war warm, aber sehr lecker. Mit dem Messer vom Mittagessen schnitten wir anschließend das Fleisch der Kokosnuss heraus. Es gesellten sich immer mal wieder neue Leute zu uns an den Tisch & wir tauschten uns über unsere Leben und aktuellen Reisepläne, als auch Erfahrungen aus. So war es uns trotz Regen auf der Insel nicht langweilig.
Als es nachmittags kurz aufhörte nutze ich die Gelegenheit um noch einmal im Meer zu schwimmen. Von dort aus konnte ich beobachten wie 3 einheimische Männer aus Bambus und Palmenwedel eine neue Hütte bauten. Gespannt und interessiert beobachtete ich ihre Arbeit. Sie bemerkten mich schon bald. Sie riefen mir zu und winkten. Ich winkte zurück. Am liebsten hätte ich ihnen geholfen, hatte mich leider nicht getraut mich der Sprachbarriere zu stellen.
Zum Abendessen gab es Hähnchen. Vielleicht war das Huhn, welches die Dame heute morgen vorbei trug, auch dabei. Als Beilage gab es „Patacones“, eine typisch panamaische Beilage. Gestampfte Kochbananen goldbraun frittiert.
Den Abend verbrachten wir unter dem Dach. Es verstanden sich alle Reisenden sehr gut. Wir tranken Bier, unterhielten uns, spielten ein Spiel und hörten Musik. Die Gespräche unserer nun aus 6 Personen bestehender Hostel-Gruppe wurden immer tiefgründiger.. wir diskutierten Abtreibung, Monogamie, Ehe und tauschten uns über unsere Leben im allgemeinen aus.
Gegen 23 Uhr räumten wir die leeren Bierdosen weg, putzten unsere Zähne unter dem atemberaubenden Sternenhimmel und krochen in unsere Betten.
Grüße aus dem Paradies,
Anna.